Mariss Jansons


Zum Andenken an Mariss Jansons

Sein Platz am Pult ist leer. Doch die Erinnerung an ihn ist lebendig. Am 1. Dezember 2020 jährte sich zum ersten Mal der Todestag unseres ehemaligen Chefdirigenten Mariss Jansons. Mit tiefer Dankbarkeit für 15 wunderbare Jahre gedenkt das ganze Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks seines Chefdirigenten Mariss Jansons mit „Crisantemi“ von Giacomo Puccini.

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Wertvolle Erinnerungen

Bei der letzten gemeinsamen Tournee mit Mariss Jansons entstand bei der Anspielprobe im Wiener Musikverein am 27. Oktober 2019 dieses Video. Mariss Jansons probte die 4. Symphonie von Johannes Brahms.
Es zeigt einen Chefdirigenten, der – obwohl sichtlich durch seine Krankheit gezeichnet – den unbedingten Willen hatte, bis zuletzt mit seinem Orchester zu arbeiten, das Beste herauszuholen, die Musik im Moment zu formen. Er lebte für und durch die Musik.
Genau das macht das Andenken an unseren ehemaligen Chefdirigenten so wertvoll. Und es macht ihn in den Herzen der Mitglieder des BRSO und seiner vielen Fans in München und weltweit unvergessen.

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Kunstminister Bernd Sibler zum ersten Todestag von Mariss Jansons

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Erinnerungen an Mariss Jansons

In Erinnerung an den langjährigen Chefdirigenten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks kamen Mitglieder des Orchesters, aber auch des Managements und Kollegen aus dem Bayerischen Rundfunk zu Wort und teilen ihre Erinnerungen an Mariss Jansons.

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Bildergalerie

Die Bilder von Mariss Jansons entstanden bei unserem letzten gemeinsamen Konzert am 8. November 2019 in der Carnegie Hall in New York.

Mariss Jansons und das BRSO in der Carnegie Hall in New York (c) Astrid Ackermann
Mariss Jansons und das BRSO in der Carnegie Hall in New York (c) Astrid Ackermann
Mariss Jansons und das BRSO in der Carnegie Hall in New York (c) Astrid Ackermann
Mariss Jansons und das BRSO in der Carnegie Hall in New York (c) Astrid Ackermann
Mariss Jansons und das BRSO in der Carnegie Hall in New York (c) Astrid Ackermann
Mariss Jansons und das BRSO in der Carnegie Hall in New York (c) Astrid Ackermann

Die Ära Mariss Jansons

Mariss Jansons trat 2003 als Wunschkandidat aller Orchestermusiker die Leitung des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks an. Damit setzte wieder ein Großer seiner Zunft die prominente Reihe der Chefdirigenten fort und führte das Orchester weiter weltweit zu Erfolgen. Den sehr speziellen warmen Klang des Orchesters formte einst Rafael Kubelík, Lorin Maazel schulte es in technischer Präzision, Mariss Jansons ließ beide Komponenten miteinander verschmelzen und hob die klangliche Identität auf eine neue Ebene. Durch ihn wuchs das Orchester noch einmal über sich hinaus. “Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ist nicht nur brillant – es hat keinerlei Schwächen. Die Musiker sind ungeheuer enthusiastisch und spontan, sie spielen jedes Konzert so, als wäre es ihr letztes. Sie geben alles, mehr als 100 Prozent. Für mich als Dirigent ist es so, als würde ich einen Rolls-Royce fahren. Dieses Orchester kann einfach alles“, sagte Mariss Jansons.

Der lettische Dirigent war stark geprägt vom emotionalen russischen Musizierstil, voller Hingabe in der Kunst – persönlich hingegen bescheiden und fernab von Starallüren. Die Musiker sind von ihm begeistert: “Mariss Jansons ist für mich ein Phänomen: Er dirigiert schon so lange, aber am Pult brennt er vor Leidenschaft wie am ersten Tag. Jansons ist ein tiefernster Musiker, der es schafft, dass bei ihm immer der Funke überspringt”, schwärmt der Geiger Wolfgang Gieron.

Stationen eines Traumberufs

Mariss Jansons kam 1943 in der lettischen Hauptstadt Riga zu Welt. Sein Vater Arvīds war ein bekannter Dirigent, die Mutter Iraida Sängerin. Mariss‘ Zuhause war das Opernhaus, wo die Eltern arbeiteten. Schon als Dreijähriger kannte er die Ballette und Opern auswendig. Er arrangierte Knöpfe, denen er verschiedene Orchester-Rollen zuwies, und spielte anschließend Dirigieren. Sein Vater unterstützte ihn später dabei, seinen Berufswunsch Dirigent zu verwirklichen.

Die Familie zog bald nach Leningrad, wo Arvīds Jansons eine Stelle bei den Leningrader Philharmoniker innehatte. Dort studierte Mariss Jansons Violine, Klavier und Orchesterleitung. Dank eines Austauschprogramms konnte er 1969 durch den Eisernen Vorhang schlüpfen und kam nach Wien. “Es war, wie wenn ich ins Paradies gekommen wäre”, sagt Jansons. Er sog in der Musikstadt an Kunst und Kultur auf, was ihm in seiner Heimat nicht geboten war.

Perfektionieren der Kunst

An der Wiener Musikhochschule studierte er bei Hans Swarowsky. Bald holte Herbert von Karajan das junge Talent zu sich und förderte es. Als besonders prägend erwies sich jedoch Jansons’ Lehrer in der Heimat: Jewgenij Mrawinskij, die größte Dirigentenlegende der Sowjetunion.

Als Mrawinskijs Assistent startete Jansons 1971 die Dirigentenkarriere bei den Leningrader – später St. Petersburger – Philharmonikern. Zeitgleich bekam er eine Professur für Dirigieren am Leningrader Konservatorium. 1979 erreichte ihn der Ruf nach Oslo, seiner ersten festen Station im Westen. In den folgenden 21 Jahren baute er das Osloer Symphonieorchester auf und formte es zu einem internationalen Spitzenorchester. 1997 trat er zusätzlich die Nachfolge Lorin Maazels beim Pittsburgh Symphony Orchestra an.

Väterlicher Chef

2003 übernahm er abermals eine Position Maazels, als er zum Chefdirigenten von Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ernannt wurde. Zusätzlich zu dieser Aufgabe leitete er seit 2004 das Koninklijk Concertgebouworkest in Amsterdam (bis 2015). Er arbeite „200-prozentig und kümmere sich wie ein Vater, der seine beiden Söhne liebe“. Sein Vertrag bei Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks hätte bis 2024 dauern sollen.

Zur Eröffnung der Fußball-WM 2006 in München beteiligte er sich an dem großen Event mit Plácido Domingo, Lang Lang und den drei Münchner Spitzenorchestern, die unter ihren jeweiligen Chefdirigenten im Olympiastadion spielten. Ein besonderes Erlebnis war 2007 ein Gastspiel mit Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks vor Papst Benedikt XVI. im Vatikan mit Beethovens Neunter Symphonie.

Mariss Jansons arbeitete als Gastdirigent mit vielen bedeutenden Orchestern der Welt zusammen. Nach 2006 und 2012 hat er 2016 zum dritten Mal das berühmte Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker dirigiert. In Japan, wo er ebenso regelmäßig auftrat, wurde er gefeiert wie ein Popstar.

Junge Menschen an die klassische Musik heranzuführen, dafür setzte sich Jansons mit viel Engagement ein. Damit sind nicht nur die jungen Musiktalente gemeint, die in der Orchesterakademie des Bayerischen Rundfunks auf den Beruf eines Orchestermusikers vorbereitet werden. Vielmehr sollten Kinder und Jugendliche Gelegenheit bekommen, die “Musik zunächst fühlen, dann lieben und danach verstehen zu lernen”, so Jansons, die geistige Entwicklung durch Kunst und Musik mache doch einen wesentlichen Teil des Menschseins aus.

Sein letztes Konzert zusammen mit dem BRSO dirigierte Mariss Jansons am 8. November 2019 in der New Yorker Carnegie Hall. Nur wenige Wochen später, am 1. Dezember 2019 verstarb Mariss Jansons mit 76 Jahren in St. Petersburg.

Preise UND ANERKENNUNGEN

Mariss Jansons ist Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien sowie der Royal Academy of Music in London. Für seinen Einsatz bei den Osloer Philharmonikern wurde ihm der Königliche Norwegische Verdienstorden verliehen. 2003 erhielt er die Hans-von-Bülow-Medaille der Berliner Philharmoniker, 2004 ehrte ihn die Londoner Royal Philharmonic Society als “Conductor of the Year”, 2006 erklärte ihn die MIDEM zum “Artist of the Year”, außerdem bekam er den Orden “Drei Sterne” der Republik Lettland. Im selben Jahr erhielt er für die 13. Symphonie von Schostakowitsch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks den Grammy in der Kategorie “Beste Orchesterdarbietung”. Mit dem ECHO Klassik wurde Mariss Jansons 2007 als “Dirigent des Jahres”, 2008 für die Einspielung von Werken von Bartók und Ravel sowie 2010 für die Aufnahme von Bruckners Siebter Symphonie geehrt. Ebenso 2008 platzierte eine Umfrage der Musikzeitschrift “Grammophone” die beiden von Mariss Jansons geleiteten Klangkörper unter den zehn besten Orchestern der Welt: das Koninklijk Concertgebouworkest in Amsterdam auf Platz 1 und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf Platz 6. 2009 erfolgte die Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst, 2010 die des Bayerischen Maximiliansordens. Für sein dirigentisches Lebenswerk wurde ihm 2013 der renommierte Ernst von Siemens Musikpreis verliehen. Im selben Jahr überreichte ihm Bundespräsident Joachim Gauck in Berlin das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern, außerdem wurde ihm der Titel „Ritter des Ordens des Niederländischen Löwen“ von der Holländischen Ministerin für Bildung, Kultur und Wissenschaften für seine Verdienste um das kulturelle Musikleben der Niederlande verliehen. Im Februar 2015 ernannte ihn das Koninklijk Concertgebouworkest zu seinem Ehrendirigenten. Im selben Monat wurde ihm die höchste kulturelle Auszeichnung Frankreichs erteilt: Das Ministerium für Kultur der Französischen Republik ernannte Mariss Jansons zum „Commandeur des Arts et des Lettres“. Für sein Lebenswerk wurde Mariss Jansons mit dem „Latvian Great Music Award“  geehrt, der wichtigsten künstlerischen Ehrung des Landes. Im November 2017 erhielt er mit der Goldmedaille der Royal Philharmonic Society eine der höchsten Auszeichnungen der Musikbranche. Mariss Jansons ist der 104. Preisträger seit der Gründung der Medaille im Jahr 1870 anlässlich des 100. Geburtstags von Ludwig van Beethoven. Im März 2018 erhielt Mariss Jansons den Léonie-Sonning-Musikpreis, die höchste musikalische Auszeichnung Dänemarks. Bei seinem 110 Dirigat der Wiener Philharmoniker wurde ihm im Juni 2018 die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Diese Auszeichnung erhielten vor ihm unter anderem Seiji Ozawa, Georges Prêtre, Leonard Bernstein und Nikolaus Harnoncourt. Im Rahmen der Salzburger Festspiele 2018 wurde ihm im die Festspielnadel mit Rubin verliehen. Im Rahmen der Salzburger Osterfestspiele 2019 erhielt Mariss Jansons den Herbert-von-Karajan-Preis. Im Rahmen des Gedenkkonzertes am 15. Januar 2020 hat das Symphonieorchester des BR seinem langjährigen Chefdirigenten posthum die Karl Amadeus Hartmann-Medaille verliehen.

 

 


DIE MUSIK HAT IMMER RECHT  – DER DIRIGENT MARISS JANSONS

Ein Film von Eckart Querner und Sabine Scharnagl

Das Filmporträt, das anlässlich des 70. Geburtstags von Jansons entstand, beginnt mit der der triumphalen Japantournee 2012 und zeigt aus großer Nähe die wichtigsten Stationen im Leben des großen lettischen Dirigenten.