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RefleKtogramm

Der Raumeindruck setzt sich aus zwei Grundkomponenten zusammen. Die frühen einzelnen Reflexionen von Decken, Seitenwänden, Rückwänden etc. kann unser Gehör als separate Reflexionen des Direktsignals erkennen, sie aber dennoch insgesamt als ein Klangereignis empfinden. Ab spätestens 80 Millisekunden nach dem Direktschall verbinden sich die Einzelreflexionen zu einem Gesamtnachhall. Nur noch ganz starke Einzelreflexionen, zum Beispiel von harten parallelen Wänden, werden noch separat wahrgenommen. Man spricht bei diesen späten, starken Einzelreflexionen von sogenannten „Flatterechos“.

Reflektogramm (c) BRSO/Bureau Mirko Borsche

Im Konzertsaal kann man die einzelnen Teile des Halls nie getrennt voneinander hören, in einer Simulation haben wir dies versucht. Zum Vergleich stehen
– die „pure“ Musik aus dem reflexionsarmen Raum,
– das „Pure“ zusammen mit den frühen Reflexionen,
– der Nachhall und wie alles zusammen im leeren Saal klingen könnte.

Die Hallsimulationen sind bekannten Konzertsälen nachempfunden, aber es handelt sich eben doch nur um Simulationen, die dem echten Konzertsaal ähnlich sind.  Es geht hierbei nicht um das Bewerten verschiedener Säle, sondern um die Demonstration von akustischen Effekten und Einflüssen.

Ton IRT (c) BR/Peter Meisel
Natalie Schwaabe, Flöte, im reflexionsarmen Raum des Instituts für Rundfunktechnik (IRT).

Natalie Schwaabe hat sich in den reflexionsarmen Raum gewagt, um einen Ausschnitt aus Olivier Messiaens „Le Merle Noir“ einzuspielen. Im ersten Beispiel hören Sie den puren Klang der Flöte ohne jegliche Reflexionen.

Das zweite Beispiel enthält zusätzlich zum Direktsignal frühe Reflexionen aus einem eher hellen klaren Konzertsaal (die Simulation versucht das Festspielhaus Baden-Baden). Beispiel 3 addiert frühe Reflexionen aus einem vollklingenden Saal (eine Annäherung an das Concertgebouw Amsterdam). Man kann im Vergleich sehr gut erkennen, dass beim zweiten Beispiel die Klangfarbe eine dunklere ist. Die Reflexionen dauern sehr lange an und sind gleichzeitig sehr dicht und laut. Dagegen sind sie beim ersten Beispiel (Baden-Baden) viel weniger „einzeln“ hörbar und nehmen auch schneller in der Lautstärke ab.

Die Beispiele 4 und 5 vergleichen die beiden Säle im Nachhall, auch hier unterscheiden sich Klangfarbe und auch Klarheit. Beispiel 4 (Baden-Baden) wirkt heller aber etwas unruhiger während Beispiel 5 (Concertgebouw) eine dunklere Farbe hat, aber sehr gleichmäßig im Ausklang ist.

Die Beispiele 6 und 7 zeigen einen möglichen Gesamteindruck im Konzertsaal.

Leider können über Simulationen die Richtungen von Reflexionen nie so genau wiedergegeben werden, wie wir das in der Realität kennen. Wenn wir tatsächlich die Gelegenheit hätten, dasselbe Musikstück in verschiedenen echten Konzertsälen aufzunehmen, wäre der Unterschied noch viel deutlicher. Die Beispiele eröffnen dennoch einen kleinen Einblick in die reiche Welt der Akustik.