Dima Slobodeniouk

 

Der gebürtige Moskauer erhielt seine Ausbildung in Russland und Finnland. Die Musik dieser beiden Länder bildet daher die Basis seines Repertoires und macht ihn, gerade in der Verbindung der finnischen und russischen Musiktradition, zu einem interessanten Vertreter der jungen Dirigentengeneration. Seit 2013 ist Dima Slobodeniouk Chefdirigent des Orquesta Sinfónica de Galicia im spanischen La Coruña; dort veranstaltet er auch Dirigenten-Workshops, um dem jungen Pultnachwuchs die Gelegenheit zu bieten, mit einem professionellen Orchester zu arbeiten.

Zudem ist Dima Slobodeniouk von der Saison 2016/2017 an Principal Conductor des Lahti Symphony Orchestra, und Artistic Director des dortigen Sibelius-Festivals. Bevor Slobodeniouk das Handwerk des Dirigenten ausübte, studierte er von 1980 bis 1989 Violine und Orchesterleitung an der Zentralen Musikschule und setzte seine Studien u.a. am Moskauer
Konservatorium und der Sibelius Akademie in Helsinki fort. Ab 1994 konzentrierte er sich mehr und mehr auf das Dirigieren und studierte bei Leif Segerstam, Jorma Panula, Ilja Musinin und Esa-Pekka Salonen.

In der vergangenen Saison war Dima Slobodeniouk bei vielen bedeutenden Orchestern eingeladen, so beim London Philharmonic Orchestra, Orchestre National de France, Orchestre Philharmonique de Radio France, Baltimore Symphony Orchestra, Warsaw Philharmonic, Helsinki Philharmonic und dem Finnish Radio Symphony Orchestra. Er arbeitet u.a. mit Baiba Skride, Viktoria Mullova, Patricia Kopatchinskaja, Khatia Buniatishvili, Paul Lewis und Simon Trpčeski zusammen. Neben den Werken Beethovens widmet sich Dima Slobodeniouk besonders denen von Verdi, Mahler, Sibelius, Strawinsky, Skrjabin und zeitgenössischen Komponisten wie Kaija Saariaho, John Corigliano, Pierre Boulez und Väinö Raitio.

Als Gastdirigent steht Dima Slobodeniouk heuer am Pult der Berliner Philharmonikern, des Chicago Symphony Orchestra, des Sydney Symphony Orchestra und des Orchestre National de Lyon. Am Gewandhaus in Leipzig wird er im Mai 2018 die Erstausführung von Pascal Dusapins Doppelkonzert At Swim-Two-Birds mit Viktoria Mullova (Violine) und Matthew Barley (Violoncello) sowie beim Nederlands Radio Filharmonisch Orkest das Tripelkonzert von Sofia Gubaidulina leiten. Auf CD erschienen u.a. Werke der Komponistin Lotta Wennäkoski mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra, die Symphonie Nr. 15 von Kalevi Aho mit dem Lahti Symphony Orchestra und das Klarinettenkonzert Isola von Sebastian Fagerlund mit den Götheborgern Symphonikern.

Beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gibt Dima Slobodeniouk mit diesen beiden Konzerten sein Debüt:

21. September 2017

22. September 2017

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Die finnische Natur in Sibelius‘ Musik

Der Dirigent Dima Slobodeniouk antwortete vorab auf Fragen von Robert Jungwirth. Das komplette Interview finden Sie im aktuellen Programmheft.

 

Robert Jungwirth Sie stammen aus Moskau, haben aber auch in Finnland studiert und sich viel mit
finnischer Musik, insbesondere natürlich mit Sibelius beschäftigt. Hatten Sie schon immer
einen Hang zur finnischen Musikkultur oder kam das mit dem Studium dort?

Dima Slobodeniouk Ich habe nicht nur in Finnland studiert, sondern dort auch die längste Zeit meines
bisherigen Lebens verbracht. Ich bin in Moskau geboren und mit 16 Jahren nach Finnland
gegangen. Das Gefühl für die finnische Musik hat sich ganz langsam entwickelt und prägt
mich inzwischen ebenso wie die russische Tradition.

RJ Der finnische Nationalkomponist Jean Sibelius ist in Deutschland noch immer eher ein
Außenseiter auf den Spielplänen der Orchester. Was schätzen Sie an seiner Musik?

DS In Sibelius’ Musik finden menschliche Gefühle und Spiritualität ihren Ausdruck, aber
auch das Gefühl für die Kraft der Natur und für das Verhältnis des Menschen zur Natur. Diese
Kombination gibt es in der gesamten Musikgeschichte nur einmal.

RJ Die erste Symphonie von Sibelius aus dem Jahr 1899 ist geprägt von einer tragisch-
heroischen Emotionalität. Kämpferische Ausbrüche stehen ruhigen Passagen gegenüber. Wie
würden Sie das Werk charakterisieren?

DS Für mich ist diese Symphonie der Übergang von der Spätromantik, die Sibelius
eindeutig von seinen älteren Kollegen geerbt hat, hin zu seinem eigenen Stil. Diese Musik
enthält noch beide Klangwelten, aber die Veränderung zum »wahren« Sibelius wird hier sehr
deutlich. Diese Symphonie kann man als eine Art ferne Erinnerung an – sagen wir –
Tschaikowsky interpretieren. Oder man legt den Schwerpunkt auf den unkonventionellen
Komponisten und seine eigenwillige Orchestrierung. Dann erhält man das komplett
gegenteilige Ergebnis.

RJ En Saga – also »eine Sage« – von Sibelius beziehe sich nicht auf eine bestimmte
Geschichte, es sei vielmehr ein Stimmungsbild, sagt Sibelius. Was interessiert Sie an diesem
Stück?

DS Vielleicht liegt das Interesse gerade in diesem Punkt. Dieses Werk lässt nämlich viel
Raum für eigene Vorstellungen. In diesem Programm bilden En Saga und die Erste Sinfonie
eine musikalische Brücke.

RJ Sie haben erst Violine studiert, bevor Sie zum Dirigieren umgeschwenkt sind. Was hat
Sie zu dem Wechsel bewogen oder wollten Sie auch schon während des Geigenstudiums
Dirigent werden?

DS Ich habe dabei keinen anderen Weg eingeschlagen. Das Dirigieren hat sich so ergeben.
Eine Zeitlang habe ich beides gemacht, denn ich habe ja beide Studiengänge ‒ Violine und
Dirigieren ‒ abgeschlossen. Aber dann wurde mir bald klar, was für mich das Richtige ist. Ich
bin sehr froh, diese Entscheidung getroffen zu haben.

Slobodeniouk gedenkt Sibelius

Am 20. September 1957 starb der finnische Komponist Jean Sibelius. Anlässlich seines 60. Todestages denkt der russische Dirigent Dima Slobodeniouk an ihn und sein Werk. Bei den Konzerten mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks am 21./22.9.2017 in München dirigiert Slobodeniouk u.a. Sibelius‘ Symphonie Nr. 1 e-Moll, op. 39.

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